Die „klassische Moderne“ war vornehmlich eine bildkünstlerische, immer auf ein Zusammenwirken aller Kunstbereiche ausgerichtet, von Musik und Raum, Farbe und Material, Bewegung und Licht.
Wieland Wagner hat als Maler und Fotograf angefangen und seine Begabungen auf dem bildnerischen Sektor hat er – als Erbe und Enkel – im Rahmen des wagnerschen Musikdramas ausleben können. Den Theater-Reformbewegungen der frühen Moderne um Adolphe Appia, und Gordon Craig hatte Großmutter Cosima weitgehend abgelehnt, mit Isidora Duncan kamen aber schon Elemente des neuen Ausdruckstanzes nach Bayreuth.
Auch die sezessionistischen Bewegungen der zwanziger und frühen dreißiger Jahre, darunter das Bauhaus, wurden vom Haus Wahnfried abgelehnt. Bis – überraschenderweise – der Mitbegründer der Wiener Sezession und enge Mitarbeiter Gustav Mahlers in Wien, Alfred Roller, 1943 einen neuen „Parsifal“ in Bayreuth machen durfte. Von hier aus taten sich Einflüsse und Anregungen für Wieland Wagner auf, die uns helfen, die überwältigenden Erfolge der neuen Bayreuther Stilepoche zwischen 1951 und 1966 zu verstehen.
Prof. Dr. Nike Wagner, geboren 1945 und aufgewachsen in Bayreuth, studierte Musik-, Theater- und Literaturwissenschaft in Berlin, Chicago, Paris und Wien. Seit 1975 arbeitet Nike Wagner als freiberufliche Kulturwissenschaftlerin. Als Autorin wurde sie bekannt durch ihre Arbeiten zur Kultur- und Geistesgeschichte der europäischen Jahrhundertwende, als Kritikerin und Essayistin durch ihre Auseinandersetzung mit Richard Wagner und Bayreuth.
Die Verflechtung von Familien-, Werk- und Kulturgeschichte sind Thema ihrer Publikationen »Wagnertheater« (1982) und »Traumtheater« (2001). Sie war zwischen 1985 und 1987 Mitglied des Wissenschaftskollegs zu Berlin. 1999 wurde sie Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. 2012 wurde sie mit der Honorarprofessur der Pädagogischen Hochschule Heidelberg geehrt. Von 2004 – 2013 war Nike Wagner künstlerische Leiterin von »pèlerinages« Kunstfest Weimar. Von 2014 bis 2021 leitete sie die Internationalen Beethovenfeste Bonn.
2022 wurde sie für die konzeptuelle Stringenz ihrer Intendantentätigkeiten mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse ausgezeichnet.